Was ist ein solcher Rundgang und welchen Zweck sollte er
erfüllen?
Ein solcher Rundgang ist eine zweckgebundene, also
zielgerichtete Führung durch eine fast hundertjährige Bauhülle einer
Bildungseinrichtung in der Kreisstadt des Landkreises Teltow-Fläming, die
ständig Veränderungen unterlag.
Ein solcher Rundgang sollte Insidern die Möglichkeit
eröffnen, zukünftig mit offenen Augen all das wahrzunehmen, woran sie jeden
Schultag zumeist achtlos oder uninteressiert vorbeilaufen. Außenstehenden, wie
Gästen, zukünftigen oder ehemaligen Schülern oder Eltern sollte ein solcher
Rundgang Einblicke in den Schulalltag, die materiellen Bildungsvoraussetzungen
und die gegenwärtigen Zustände und Veränderungen am und im Friedrich-Gymnasium
geben.
Allen gemeinsam sollte aber so eine Führung vor allem zu der
Einsicht verhelfen, dass diese höhere Bildungsanstalt eine Geschichte hat, mit
der man sich beschäftigen und auseinandersetzen muss. Und nicht zuletzt ist es
Zweck solcher Führungen ein Gefühl der Verbundenheit und Identifikation mit dem
Gymnasium in unserer Zeit über diese Beschäftigung und Auseinandersetzung
anzuregen, was für diese derzeit größte allgemeinbildende Schule des Landes
Brandenburg von großer Bedeutung ist.
Bei dieser schriftlichen Führung sollen vor allem der Altbau
und das Umfeld betrachtet werden, wobei bei beiden auch Ausblicke auf den
Erweiterungsbau der neunziger Jahre angerissen werden. Insgesamt sollen sich die
Ausführungen auf ausgewählte Bereiche des alten Gebäudes beziehen.
Der Rundgang beginnt unmittelbar vor dem Portal, dem
Haupteingang des alten Gebäudes in der Parkstraße. Über den Eisengittertüren
finden sich die weisen Worte „Durch Bildung zur Freiheit“ und „Ihr seid das
Saatkorn einer neuen Zeit“. Aussprüche, die bei der Einweihung dieses Gebäudes
am 21.Januar 1910 mit dem Rückblick der Festredner auf die Einführung der
gymnasialen Ausbildung 1863 gültig waren, wie sie es heute auch noch sind.
Gehen wir von dem Portal einige Schritte zurück in Richtung
Stadtpark und Wirtschaftseingang des Stadtparks, sehen wir das große
Fenster der Aula. Heute ziert Ornamentglas die Rahmen. Bis fast in die letzten
Kriegstage des zweiten Weltkrieges (Einschlag einer Luftmine) war dort in
Bleiverglasung Friedrich II. als Namensgeber der Schule zu sehen. Oben am
Haupteingang sind aber noch Relikte eines anderen Schulnamens zu erkennen. „EOS
W. I. Lenin“ hieß diese Einrichtung von 1977 bis zur Wende, davor war es seit
1945 die „Gerhard – Hauptmann - Schule“.
Vom weiteren Standort erkennt man das Dach des alten
Gebäudes, welches durch die eben genannten Ereignisse auch Veränderungen
erlebte. Ursprünglich befand sich auf der noch vorhandenen Plattform des
Hauptflügels eine Kuppel mit unterliegendem Pendelraum für den
naturwissenschaftlichen Unterricht. Beides wurde nach der o.g. Zerstörung nicht
wieder hergerichtet und ist bis heute öffentlich nicht zugänglich.
Sieht man vom Stadtpark aus in Richtung Wiesenstraße, erkennt
man die Bauteile I und II des Neubaus. Sie beherbergen gemeinsam mit Bauteil III
alle naturwissenschaftlichen Fachkabinette mit moderner Ausrüstung. Auch acht
Klassenräume sind vorhanden, allerdings nicht die eigentlich geplante Anzahl und
ohne Vorbereitungsräume, was auf finanzielle Streichungen seitens des
Ministeriums für Jugend, Bildung und Sport des Landes Brandenburg zurückzuführen
ist.
Wenden wir uns der Außenansicht aus Richtung
Parkstraße/Ackerstraße zu. Hier befinden sich jetzt eine neue Sporthalle, neben
der Musikschule des Landkreises Teltow – Fläming (der ehemaligen
Schulleiterwohnung), eine Kleinsportanlage mit Spielfeldmarkierungen, eine
Weitsprunganlage, ein Kugelstoßring mit Stoßsektor, der Pausenhof und ein
Fahrradabstellbereich.
1910 war das Nutzungskonzept völlig anders. Der Bereich
Wiesenstraße war Turnplatz (100m lang), auf dem Gelände der Schulleiterwohnung
befand sich ein Tennisplatz, der Sportbereich und der Fahrradplatz gehörten zum
Schulhof. Außerdem wurden zum Üben des Schätzungsvermögens, nicht wegen
Hochwasserstandsmeldungen, Markierungen angebracht, die heute noch an den
Fallrohren der Regenabwasserleitung zu sehen sind.
Nun aber zum Innenrundgang. Beginnen wir ihn auch hier wieder
am oder besser im Portal des Haupteinganges. Dieser Eingang war für Jahrzehnte
gesperrt und wurde erst mit der Wende 1990 wieder für alle Schüler, Lehrer und
Gäste geöffnet, was zur Folge hatte, dass bereits 1995 die Stufen des
Hauptportals wieder angehoben und stabilisiert werden mussten.
Untersuchungen von Architekten ergaben eine famose
ursprüngliche Farbgestaltung, die an den Untersuchungsstellen erkennbar ist.
Kommt man in die Vorhalle des Erdgeschosses, kann man auch hier den Wandel der
Zeit erkennen. Es ist einer der letzten Bereiche, die in unserer Einrichtung
nach 1990 noch nicht restauriert werden konnten. Nicht mehr zu finden sind das
Luckenwalder Stadtwappen im Treppenbereich des Portals und der Wandbrunnen mit
doppeltem Wasserbecken im Nischenbereich zum Schulhof. Dieser wurde Ende der
60er Jahre demontiert, da die Stadt Luckenwalde nicht das Geld hatte, die
Bepflanzung des Brunnens zu pflegen.
Ein weiteres Kleinod dieses Bereiches ist die Sporthalle im
Altbau. Ursprünglich als wirkliche Turnhalle mit Leitern, Reckanlage, Ringen und
Verankerungen für Sprung- und Pauschenpferd errichtet, wurde sie 2000/01
restauriert und zur Spielsporthalle umgebaut. Die Empore dient derzeit nicht
mehr Zuschauern des Sportunterrichts, sondern ist Lehrmittel- und
Vorbereitungsraum. Der Umkleide- und Sanitärraum für Schüler und Schülerinnen
wurde gänzlich neu gestaltet.
Eine weitere Veränderung ist im Leitungsbereich des
Gymnasiums und im Aufenthaltsbereich der Lehrer zu erkennen. Einst als
Bibliothek errichtet, fungierten die nunmehr als Lehrerzimmer eingerichteten
Räume als Sekretariate von EOS, POS und KJS und als Direktorenzimmer. Erst 1998
wurden die Zweckzuordnungen neu verteilt, um das ehemalige Lehrerzimmer und den
angrenzenden Schulleiterraum wirklich zur Schaltzentrale des Gymnasiums werden
zu lassen.
Betrachten wir uns nun wesentliche Veränderungen im zweiten
Obergeschoss. Als erstes fällt hier die Aula auf. Ursprünglich mit festen
Klappstuhlreihen ausgestattet und mit einer Bühne und Bühnenräumen versehen,
wurde dieser Raum in seiner Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes mehrfach
vergewaltigt. Er war Trainingshalle für die Schüler der Kinder- und Jugend-
Sportschule einschließlich der Stationierung eines „Herkulesses“ im Bühnenraum,
Essenraum für Schüler der EOS und POS und er ist seit der Wiedereinrichtung des
Gymnasiums Klausurraum und erfüllt seinen ursprünglichen Zweck als Ort
kultureller Höhepunkte.
Verbunden war diese Aula ursprünglich mit den Musikräumen.
Davon kann man jetzt nichts mehr wiederfinden. Aus den Musikräumen wurden
Fachkabinette für Physik und Chemie, die erst wieder ihren wirklichen
Verwendungszweck nach dem Rückbau Ende der neunziger Jahre erfuhren.
In der dritten Etage, dem zweiten Obergeschoss, finden sich
weitere Veränderungen, die vor allem mit der Errichtung des Neubaus in
Verbindung stehen. Der Raum 306 war in der Vergangenheit das Symbol für
Chemikalien. Jetzt befinden sich um den Hauptteil der dritten Etage
ausschließlich Räume für den Kunstunterricht. Von dem Hörsaalgestühl, das
ursprünglich im Raum 306 in Podestanordnung vorhanden war, ist genau so wenig
vorzufinden, wie vom Chemie – Vorbereitungsraum, der jetzt Teil des Raumes 304
ist, dem Sprachkabinett Russisch im Raum 304, das 1986 zum kleinen Lehrerzimmer
der EOS umfunktioniert wurde, dem DDR – Chemikalienraum vor dem Fenster zum
Schulhof, der 1998 zurückgebaut wurde, oder der FDJ – Garderobe, auf die noch
einige Betonflecke im Fußboden vor dem Raum 306 hinweisen.
Auf welche Einzelheiten wurde in diesem Rundgang durch den
Altbau des Friedrich-Gymnasiums noch nicht hingewiesen? Das ist sicherlich die
Anordnung der einzelnen Gebäudeteile und der damit verbundenen Nutzung.
Das Gebäude für diese Schule wurde in T-Form angelegt und
damit in drei Teile gegliedert. Auf den Teil, auf den bei dieser schriftlichen
Führung wenig eingegangen wurde, den Klassenraumflügel, kann nur beschrieben
werden, dass in allen drei Etagen Klassenräume in unterschiedlicher Größe
vorhanden sind. In jedem Stockwerk sind es drei Räume, in denen bis zu 30
Schüler Platz haben und zwei Kursräume für die Sekundarstufe II, in denen sich
im Unterricht 24 bis 26 Schüler aufhalten können.
Den Querbalken der T-Form bilden die zwei weiteren
Gebäudeteile. Der rechte Teil ist das Turnhallen- und Aulagebäude und der linke
Teil das Hauptgebäude mit Schulleitungs- und Lehrerräumen und den Fachkabinetten
für den Kunst- und Musikunterricht und einigen Klassenräumen, die bis in das
Dachgeschoss untergebracht sind.
Was alles miteinander verbindet sind die Eingangshalle und
die darüberliegenden Wandelhallen, die in modernisiertem Barockstil gestaltet
wurden.
Diese schriftliche Führung konnte sicherlich nicht alle
verborgenen Ecken des Altbaus unseres Friedrich-Gymnasiums beleuchten. Es ist
trotzdem klar geworden, dass fast 100 Jahre diese Schule nicht nur zum Ort des
Lernens gemacht haben, sondern auch zum Ort der Geschichte durch den schon
Generationen gegangen sind.
Zu verweisen ist in diesem Zusammenhang noch, dass dieser
Beitrag untermauert wird durch die Bilder und andere Beiträge in dieser
Festzeitschrift.
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