Ein Schulrundgang im „Friedrich-Gymnasium 2003“ mit historischem Rückblick von H.-G. Blaschka

Was ist ein solcher Rundgang und welchen Zweck sollte er erfüllen?
Ein solcher Rundgang ist eine zweckgebundene, also zielgerichtete Führung durch eine fast hundertjährige Bauhülle einer Bildungseinrichtung in der Kreisstadt des Landkreises Teltow-Fläming, die ständig Veränderungen unterlag.
Ein solcher Rundgang sollte Insidern die Möglichkeit eröffnen, zukünftig mit offenen Augen all das wahrzunehmen, woran sie jeden Schultag zumeist achtlos oder uninteressiert vorbeilaufen. Außenstehenden, wie Gästen, zukünftigen oder ehemaligen Schülern oder Eltern sollte ein solcher Rundgang Einblicke in den Schulalltag, die materiellen Bildungsvoraussetzungen und die gegenwärtigen Zustände und Veränderungen am und im Friedrich-Gymnasium geben.
Allen gemeinsam sollte aber so eine Führung vor allem zu der Einsicht verhelfen, dass diese höhere Bildungsanstalt eine Geschichte hat, mit der man sich beschäftigen und auseinandersetzen muss. Und nicht zuletzt ist es Zweck solcher Führungen ein Gefühl der Verbundenheit und Identifikation mit dem Gymnasium in unserer Zeit über diese Beschäftigung und Auseinandersetzung anzuregen, was für diese derzeit größte allgemeinbildende Schule des Landes Brandenburg von großer Bedeutung ist.
Bei dieser schriftlichen Führung sollen vor allem der Altbau und das Umfeld betrachtet werden, wobei bei beiden auch Ausblicke auf den Erweiterungsbau der neunziger Jahre angerissen werden. Insgesamt sollen sich die Ausführungen auf ausgewählte Bereiche des alten Gebäudes beziehen.


Der Rundgang beginnt unmittelbar vor dem Portal, dem Haupteingang des alten Gebäudes in der Parkstraße. Über den Eisengittertüren finden sich die weisen Worte „Durch Bildung zur Freiheit“ und „Ihr seid das Saatkorn einer neuen Zeit“. Aussprüche, die bei der Einweihung dieses Gebäudes am 21.Januar 1910 mit dem Rückblick der Festredner auf die Einführung der gymnasialen Ausbildung 1863 gültig waren, wie sie es heute auch noch sind.


Gehen wir von dem Portal einige Schritte zurück in Richtung Stadtpark und Wirtschaftseingang des Stadtparks, sehen wir das große Fenster der Aula. Heute ziert Ornamentglas die Rahmen. Bis fast in die letzten Kriegstage des zweiten Weltkrieges (Einschlag einer Luftmine) war dort in Bleiverglasung Friedrich II. als Namensgeber der Schule zu sehen. Oben am Haupteingang sind aber noch Relikte eines anderen Schulnamens zu erkennen. „EOS W. I. Lenin“ hieß diese Einrichtung von 1977 bis zur Wende, davor war es seit 1945 die „Gerhard – Hauptmann - Schule“.
Vom weiteren Standort erkennt man das Dach des alten Gebäudes, welches durch die eben genannten Ereignisse auch Veränderungen erlebte. Ursprünglich befand sich auf der noch vorhandenen Plattform des Hauptflügels eine Kuppel mit unterliegendem Pendelraum für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Beides wurde nach der o.g. Zerstörung nicht wieder hergerichtet und ist bis heute öffentlich nicht zugänglich.


Sieht man vom Stadtpark aus in Richtung Wiesenstraße, erkennt man die Bauteile I und II des Neubaus. Sie beherbergen gemeinsam mit Bauteil III alle naturwissenschaftlichen Fachkabinette mit moderner Ausrüstung. Auch acht Klassenräume sind vorhanden, allerdings nicht die eigentlich geplante Anzahl und ohne Vorbereitungsräume, was auf finanzielle Streichungen seitens des Ministeriums für Jugend, Bildung und Sport des Landes Brandenburg zurückzuführen ist.
Wenden wir uns der Außenansicht aus Richtung Parkstraße/Ackerstraße zu. Hier befinden sich jetzt eine neue Sporthalle, neben der Musikschule des Landkreises Teltow – Fläming (der ehemaligen Schulleiterwohnung), eine Kleinsportanlage mit Spielfeldmarkierungen, eine Weitsprunganlage, ein Kugelstoßring mit Stoßsektor, der Pausenhof und ein Fahrradabstellbereich.
1910 war das Nutzungskonzept völlig anders. Der Bereich Wiesenstraße war Turnplatz (100m lang), auf dem Gelände der Schulleiterwohnung befand sich ein Tennisplatz, der Sportbereich und der Fahrradplatz gehörten zum Schulhof. Außerdem wurden zum Üben des Schätzungsvermögens, nicht wegen Hochwasserstandsmeldungen, Markierungen angebracht, die heute noch an den Fallrohren der Regenabwasserleitung zu sehen sind.


Nun aber zum Innenrundgang. Beginnen wir ihn auch hier wieder am oder besser im Portal des Haupteinganges. Dieser Eingang war für Jahrzehnte gesperrt und wurde erst mit der Wende 1990 wieder für alle Schüler, Lehrer und Gäste geöffnet, was zur Folge hatte, dass bereits 1995 die Stufen des Hauptportals wieder angehoben und stabilisiert werden mussten.
Untersuchungen von Architekten ergaben eine famose ursprüngliche Farbgestaltung, die an den Untersuchungsstellen erkennbar ist. Kommt man in die Vorhalle des Erdgeschosses, kann man auch hier den Wandel der Zeit erkennen. Es ist einer der letzten Bereiche, die in unserer Einrichtung nach 1990 noch nicht restauriert werden konnten. Nicht mehr zu finden sind das Luckenwalder Stadtwappen im Treppenbereich des Portals und der Wandbrunnen mit doppeltem Wasserbecken im Nischenbereich zum Schulhof. Dieser wurde Ende der 60er Jahre demontiert, da die Stadt Luckenwalde nicht das Geld hatte, die Bepflanzung des Brunnens zu pflegen.


Ein weiteres Kleinod dieses Bereiches ist die Sporthalle im Altbau. Ursprünglich als wirkliche Turnhalle mit Leitern, Reckanlage, Ringen und Verankerungen für Sprung- und Pauschenpferd errichtet, wurde sie 2000/01 restauriert und zur Spielsporthalle umgebaut. Die Empore dient derzeit nicht mehr Zuschauern des Sportunterrichts, sondern ist Lehrmittel- und Vorbereitungsraum. Der Umkleide- und Sanitärraum für Schüler und Schülerinnen wurde gänzlich neu gestaltet.
Eine weitere Veränderung ist im Leitungsbereich des Gymnasiums und im Aufenthaltsbereich der Lehrer zu erkennen. Einst als Bibliothek errichtet, fungierten die nunmehr als Lehrerzimmer eingerichteten Räume als Sekretariate von EOS, POS und KJS und als Direktorenzimmer. Erst 1998 wurden die Zweckzuordnungen neu verteilt, um das ehemalige Lehrerzimmer und den angrenzenden Schulleiterraum wirklich zur Schaltzentrale des Gymnasiums werden zu lassen.
Betrachten wir uns nun wesentliche Veränderungen im zweiten Obergeschoss. Als erstes fällt hier die Aula auf. Ursprünglich mit festen Klappstuhlreihen ausgestattet und mit einer Bühne und Bühnenräumen versehen, wurde dieser Raum in seiner Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes mehrfach vergewaltigt. Er war Trainingshalle für die Schüler der Kinder- und Jugend- Sportschule einschließlich der Stationierung eines „Herkulesses“ im Bühnenraum, Essenraum für Schüler der EOS und POS und er ist seit der Wiedereinrichtung des Gymnasiums Klausurraum und erfüllt seinen ursprünglichen Zweck als Ort kultureller Höhepunkte.


Verbunden war diese Aula ursprünglich mit den Musikräumen. Davon kann man jetzt nichts mehr wiederfinden. Aus den Musikräumen wurden Fachkabinette für Physik und Chemie, die erst wieder ihren wirklichen Verwendungszweck nach dem Rückbau Ende der neunziger Jahre erfuhren.
In der dritten Etage, dem zweiten Obergeschoss, finden sich weitere Veränderungen, die vor allem mit der Errichtung des Neubaus in Verbindung stehen. Der Raum 306 war in der Vergangenheit das Symbol für Chemikalien. Jetzt befinden sich um den Hauptteil der dritten Etage ausschließlich Räume für den Kunstunterricht. Von dem Hörsaalgestühl, das ursprünglich im Raum 306 in Podestanordnung vorhanden war, ist genau so wenig vorzufinden, wie vom Chemie – Vorbereitungsraum, der jetzt Teil des Raumes 304 ist, dem Sprachkabinett Russisch im Raum 304, das 1986 zum kleinen Lehrerzimmer der EOS umfunktioniert wurde, dem DDR – Chemikalienraum vor dem Fenster zum Schulhof, der 1998 zurückgebaut wurde, oder der FDJ – Garderobe, auf die noch einige Betonflecke im Fußboden vor dem Raum 306 hinweisen.
Auf welche Einzelheiten wurde in diesem Rundgang durch den Altbau des Friedrich-Gymnasiums noch nicht hingewiesen? Das ist sicherlich die Anordnung der einzelnen Gebäudeteile und der damit verbundenen Nutzung.
Das Gebäude für diese Schule wurde in T-Form angelegt und damit in drei Teile gegliedert. Auf den Teil, auf den bei dieser schriftlichen Führung wenig eingegangen wurde, den Klassenraumflügel, kann nur beschrieben werden, dass in allen drei Etagen Klassenräume in unterschiedlicher Größe vorhanden sind. In jedem Stockwerk sind es drei Räume, in denen bis zu 30 Schüler Platz haben und zwei Kursräume für die Sekundarstufe II, in denen sich im Unterricht 24 bis 26 Schüler aufhalten können.
Den Querbalken der T-Form bilden die zwei weiteren Gebäudeteile. Der rechte Teil ist das Turnhallen- und Aulagebäude und der linke Teil das Hauptgebäude mit Schulleitungs- und Lehrerräumen und den Fachkabinetten für den Kunst- und Musikunterricht und einigen Klassenräumen, die bis in das Dachgeschoss untergebracht sind.
Was alles miteinander verbindet sind die Eingangshalle und die darüberliegenden Wandelhallen, die in modernisiertem Barockstil gestaltet wurden.
Diese schriftliche Führung konnte sicherlich nicht alle verborgenen Ecken des Altbaus unseres Friedrich-Gymnasiums beleuchten. Es ist trotzdem klar geworden, dass fast 100 Jahre diese Schule nicht nur zum Ort des Lernens gemacht haben, sondern auch zum Ort der Geschichte durch den schon Generationen gegangen sind.
Zu verweisen ist in diesem Zusammenhang noch, dass dieser Beitrag untermauert wird durch die Bilder und andere Beiträge in dieser Festzeitschrift.


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